Er stellte sich dem Täter entgegen, der gegen 22.00 Uhr mit einer Schreckschußpistole und Messer bewaffnet, den Laden betrat und den Kassierer zuerst bedrohte. Inzwischen ist eine Diskussion über die Rolle verlängerter Ladenöffnungszeiten auf das Täterverhalten und die Wahl des Tatzeitpunktes entstanden. Der nebenberuflich tätige Wachmann war erst ca. 4 Wochen als Sicherheitskraft tätig, wurde laut seinem Bruder täglich je 4 Stunden allein eingesetzt und wollte sich damit seine Friseurausbildung finanzieren. Das ist nicht untypisch und wird auch zukünftig weiter zunehmen, da oft auch Sicherheitspersonal für stundenweise Einsätze gesucht wird, die Vollzeitkräfte nicht auslasten. Diese gesplitteten Aufträge nehmen auch unter Kostengesichtspunkten zu. Das bedeudet jedoch nicht, dass diese Tätigkeiten weniger bedeutsam oder gar ungefährlicher sind. Im Gegenteil, sie erfolgen meist auf Kundenwunsch genau zu den Zeiten, die als besonders problematisch eingeschätzt werden und erfordern deshalb qualifiziertes Sicherheitspersonal. Die 40stündige Unterrichtung, nach § 34a GewO die allgemein geforderte Zugangsvoraussetzung für Bewachungstätigkeiten, vermittelt nur Elementarwissen und ist keine Fort- oder Weiterbildung. In ihr werden ebensowenig dienstkundliche Themen behandelt, wie in der in der Hierarchie folgenden IHK-Sachkundeprüfung, die nur für bestimmte Tätigkeiten - allerdings auch für den Einsatz in Verkaufseinrichtungen als öffentlich zugänglicher privater Hausrechtsbereich - vorgeschrieben ist. Genau für diese Einsätze wird jedoch unzureichend dienstkundliches Fachwissen vermittelt bzw. geprüft. Ihr kann man sich auch ohne Lehrgänge stellen, was immer wieder mit wenig Erfolg versucht wird. In der Regel dienen 2- bis 8-Wochen Kurse der Vorbereitung auf die Prüfung. ISG-Bildungszentrum Berlin hat 2007 eine vom Zertifizierer bestätige Prüfungsbestehensquote von ca. 90% erreicht, die Durchschnitte liegen deutschlandweit zwischen 40% und 60%. Dazu waren allerdings beim ISG-Bildungszentrum auch 8-Wochenkurse mit 4 Wochen folgendem Praktikum genutzt. Nicht prüfungsrelevante dienstkundliche Themen werden zusätzlich integriert. Denn weder Unterrichtung noch IHK-Sachkundeprüfung vermitteln oder fordern Fachwissen über Streifentätigkeit, Personen- und Fahrzeugkontrollen, Alarmdienste, Revier- und Inteventionsdienste und andere Fachthemen, sondern nur den rechtlichen Rahmen, sicherungstechnische Fakten und psychologische Aspekte. Aber was ist eine Streife und was sind die Aufgaben eines Shopguard (Sicherheitskraft im Eingangsbereich von Handelseinrichtungen)? Das muss in der Einarbeitung vermittelt werden und dies ist ein bekanntes und oftmals festgestelltes Problem, bereits beim Geld- und Werttransport aufgetretent. Dort wird die berufsgenossenschaftlich vorgeschriebene Qualifizierung vor dem ersten Einsatz auch oft mit der Einarbeitung verbunden, inhaltliche bundeseinheitliche Orientierungenm liegen ohnehin nicht vor. Dienstkunde verhindert keine Überfälle, schafft jedoch gemeinsam mit Recht und Umgang mit den Menschen mehr Handlungssicherheit und -fähigkeit entsprechend Vorfall. Nach Polizeiangaben ist eine Häufung von Überfällen auf Supermärkte festzustellen. Steht die Frage, ob nunmehr nach den Geldtransporteuren auch die Bewachungskräfte, in der Regel unbewaffnet, verstärkt angegriffen oder einfach ignoriert werden. Bisher setzte der Handel ja primär auf die präventive Wirkung des Trägers einer Dienskleidung und auf unauffällige Detektive. Damit muss die oben gestellte Frage nach der ausreichenden Qualifizierung des Bewachungspersonals unabhängig von diesem tragischen Vorfall in Berlin differenziert beantwortet und partiell verneint werden. Die gewerberechtlichen Zugangsvoraussetzungen in den Bewachungsberuf werden seit längerem kritisiert, ebenso die fehlenden Abstimmungen zwischen den einzelnen Bildungsmaßnahmen für die private Sicherheitswirtschaft. Nicht ohne Grund bleiben immer öfter Positionen unbesetzt, die höhere Qualifizierungen nach Kundenwunsch erfordern oder bei Leistungsausschreibungen werden dem potentiellen Kunden sogar Abstriche an seinen Qualifizierungsforderungen nahe gelegt. Das wiederum fördert das Image vom Billiganbieter, Zusammenhänge, die manche Führungskraft nicht erkennen kann, denn auch bei ihnen gibt es Qualifizierungsdefizite.