So werden nach wie vor den genutzten Waffen nicht mehr entsprechende Widerstandwerte bei den teilgepanzerten Fahrzeugen gefordert. Siehe dazu auch den Beitrag der Sendereihe des MDR-Nachrichtenmagazin "Exakt" vom 22. April 2003 (bei ISG vorliegend) im Zusammenhang mit einem erfolgreichen Überfall auf einen Geldtransport, in dem Panzerung der Fahrzeuge mit Beschussbeispielen und Ausbildung der Transporteure kritisch untersucht und dargestellt wurden. Was hat sich seitdem geändert?
Nach vorliegenden Informationen wollte der Geldtransporteuer in mit Farbpatronen gesicherten Behältnissen Geld ins Postamt bringen oder dort abholen. Auf dem Gehweg vor dem Gebäude ist es dann zu einem Überfall mit Schusswechsel mit mehreren Tätern gekommen, die dabei das Geld an sicht brachten. Vermutet wird, dass es sich um mindestens drei Tätern gehandelt haben soll. Der Schusswechsel soll von beiden Seiten geführt wurden sein, die Angreifer eröffneten sofort das Feuer. Versuche des Raubes nach Nötigung durch Drohung eines Schusswaffeneinsatzes soll es nicht gegeben haben, die Brutalität und Tötungsbereitschaft der Täter nimmt zu. Die bereits vorgenommene Obduktion erhärtete den Verdacht, dass der bereits am Boden liegende Wachmann gezielt getötet wurde. Der angeschossene Täter konnte mit seinen Komplizen nach dem Überfall in einem Auto flüchten, Polizeihubschrauber haben nach dem Fluchtfahrzeug noch gesucht. Vorher hatte der im Geldtransportfahrzeug verbliebene Fahrer noch eine Verfolgung begonnen und das Fluchtfahrzeug gerammt. Es wird als dunkles Fahrzeug der A-Klasse beschrieben. Das Kennzeichen ist vermutlich „B-CW 7747“. Nach Zeugenaussagen soll im Fluchtfahrzeug eine Explosion stattgefunden haben, vermutet wird die Auslösung der Farbpatrone zur Kennzeichnung von Tätern und Geld. Die Untersuchungen von Mord- und Raubdezernat dauern an.
Bei einem sofortigen Schusswaffeneinsatz haben die Geldtransporteure wenige Möglichkeiten einer Reaktion. Eine Schutzweste kann jedoch das Schlimmste verhindern, eine Sicherungsperson wirkt ebenfalls präventiv. Deshalb muss wohl die Frage gestellt werden, ob die Transportregeln für einen Ein-Mann-Transport gerechtfertigt und ausreichend sind. Der aktuelle Trend geht sogar in Richtung einer weiteren Verringerung des Personaleinsatzes bei gleichzeitiger Verbesserung des technischen Schutzes des Geldes. Das scheint aber die Täter weder zu beeindrucken noch vom Angriff abzuhalten. Neben der Anpassung der berufsgenossenschaftlichen Regeln an die Gegenwart sollten diese Vorhaben, die letztlich der Kostenreduzierung dienen, ganzheitlicher mit allen möglichen Folgen nochmals analysiert werden.
ISG-Bildungszentrum bietet seit Anfang 2007 eine Einsteiger-Qualifizierung und Fortbildung für die Geld- und Werttransporteure als Unterstützung für die GuW-Unternehmen an, was den berufsgenossenschaflichen Regeln entspricht und bisher weitestgehend in Eigenverantwortung der GuW-Unternehmen ohne verbindliche Rahmenorientierungen vorgenommen wird. Sie wurde in Zusammenarbeit mit GuW-Unternehmen entwickelt. "Grundlagen und Basistraining Geld- und Werttransport" mit ISG-Zertifikat ist eine einsatzspezifische Erweiterung der Unterrichtung gem. § 34a GewO oder der IHK-Sachkundeprüfung sowie der Waffensachkundeprüfung gem. § 7 Waffengesetz und zusätzliche Aus- und Fortbildung gem. BGR 135, BGV C7 und DIN 77200, Ziff. 9.5.3. Leider wurden Angebote einer Zusammenarbeit vom zuständigen Bundesverband ebensowenig beantwortet wie von der zuständigen Berufsgenossenschaft. Nach Einführung verschärfter Sicherheitsbestimmungen für die BDGW-Mitglieder war eine positivere Reaktion besonders dieser Unternehmen erwartet wurden.
Tatverdächtiger am 04.11.2007 in Neuruppin durch SEK verhaftet!
Der erste von drei Tatverdächtigen des oben genannten Raubüberfalls mit Tötung eines Geldtransporteures konnte gestellt werden. Es handelt sich um den 52jährigen Walter L. aus Berlin. Identifiziert ist auch ein weiterer Tatverdächtiger, der flüchtige Bernd Mersiowsky, ein bereits wegen Totschlages verurteilter Krimineller. Dessen DNA-Spuren wurden am Tatort festgestellt. Gefunden wurde auch das Fluchtauto in Berlin. Für Hinweise zur weiteren Aufklärung des Mordes sind 60.000 Euro ausgesetzt.
Nach diesen Ermittlungsergebnissen ist wohl festzustellen, das die deutschen Gewaltkriminellen den Geld- und Werttransport als lohnendes Angriffsziel auch in Deutschland entdeckt haben. In Frankreich und England ist dies bereits Alltag, hier haben wir teilweise über 50 Tote im Jahr. Das schließt auch zukünftig weder Angriffe durch Innentäter noch importierte Organisierte Kriminalität aus Ost- oder
Südeuropa nicht aus, sondern erweitert die Gefährdungslage. Die bisherige in Deutschland vorrangig verfolgte Strategie der weitestgehend widerstandslosen Geldübergabe bei Überfällen nützt nichts, wenn der Täter dem Geldtransporteur diese Chance gar nicht einräumt. Insoweit sind die berufsgenossenschaftlichen Regeln aus dem Jahre 1990, die ohnehin einer Anpassung bedürfen, in verschiedene Richtungen zu überdenken. Dazu zählt auch, das der Einsatz von Ein-Mann-Fahrzeugen unter bestimmten sicherungstechnischen Voraussetzungen kritisch zu analysieren ist. Schlimmstenfalls ist das angeschossene Opfer allein, Technik ist überwindbar.