Der größte Sicherheitsdienstleister Europas zieht sich schrittweise aus dem Geld- und Werttransport in Deutschland zurück. Es sind nicht nur die Auftraggeber, die Verträge kündigten, der Geldtransporteur selbst steigt bei großen Handelsketten aus. Der gesamt Geld- und Werttransport in Deutschland steckt offensichtlich in einer Strukturkrise. Einserseits sind die Folgen der Euro-Umstellung (personelle und technische Überkapazitäten) noch nicht bewältigt und andererseits dominieren mittelständische territorial begrenzt tätige Unternehmen, denen die Mittel für Ausbildung und technische Aufrüstung fehlen. Echte deutschlandweit operierende Transportunternehmen gibt es fast keine mehr und es scheint, daß der deutsche Markt - gemessen an den Veränderungen in den letzten 10 Jahren - kein guter Markt für Großunternehmen im Sicherheitsbereich ist.
Was sind die Ursachen und wer füllt die Lücken? Zum einen dürfte der Wettbewerb über den Preis zu Lasten wirtschaftlich vertretbarer Ergebnisse und der Qualität - hier der Sicherheit für Bewachungskräfte und die Sachwerte - ein Grund für die Negativentwicklungen sein. Geldtransport ist heute oftmals ein Zuschußbereich oder die Qualität leidet. Natürlich gibt es Ausnahmen, wo der Auftraggeber begriffen hat, das Sicherheit eigentlich nicht weniger kosten kann als Reinigungsleistungen mit Tarifvergütung. Zum anderen nehmen die Gefahren und Bedrohungen auch auf unseren Straßen zu. ISG sind über 40 Überfälle 2002 bekannt, dazu kommen die internen Delikte der Unterschlagung usw., die bei den Versicherungen auch mit über 50 in den Büchern stehen. Erst die Auswertung der Regionalpresse offenbart die hohe Anzahl an Überfällen.
Die Anforderungen an die Ablauforganisation und Ausbildung wachsen ebenfalls, dem stehen die mittelständischen Strukturen entgegen. Das alles erfordert wirtschaftliche, intellektuelle und personelle Bedingungen auf einem höheren Niveau als bisher. Der Trend geht in Richtung Kooperationen und Interessengemeinschaften, öfter versucht und noch nie richtig gelungen. Wer immer auch die Lücken füllt, er übernimmt diese aktuellen Probleme mit. Beispiele zeigen jedoch auch, dass Regionalanbieter auch im Geldtransport hochwertige Dienstleistungen dann anbieten, wenn sie schrittweise ihr Personal, den Fuhrpark und die Organisation entwickeln und konsequent auf adäquate Vergütung ihrer Leistungen dringen. Ohne eine echte Reform wird es jedoch wohl nicht gehen. Die neuen Veränderungen im Bewachungsgewerberecht können nur ein sehr bescheidener Anfang gewesen sein und wie lange will der Bundesinnenminister noch zuschauen, wenn (Pseudo)Sicherheit durch den Billigsten angeboten wird?